Reformationsgottesdienst in der Stadtpfarrkirche mit Professor Dr. Konrad Klek
Die Predigt von Professor Konrad Klek in der Stadtpfarrkirche beinhaltet auch Gesangseinlagen.
Mit einem festlichen Gottesdienst gedachte die evangelische Gemeinde in der Passauer Stadtpfarrkirche am Abend des Reformationstages (31. Oktober) der Reformation vor über 500 Jahren. Gastprediger Professor Dr. Konrad Klek aus Erlangen würdigte in einer leichtfüßigen und spannenden Predigt die ersten beiden Lieder aus der Feder Martin Luthers, geschrieben und komponiert 1523, also vor 500 Jahren. Das Kammermusikensemble St. Matthäus unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz gestaltete den Gottesdienst mit festlichen Klängen.
Von Anfang an sei der evangelische Glaube durch Martin Luther mit Musik verbunden gewesen, sagte Liturg Dekan Jochen Wilde in seiner Begrüßung. Als Theologieprofessor und Universitätsmusikdirektor verbinde Konrad Klek in seiner Person Theologie und Musik in vortrefflicher Weise. Dieser Reformationstag stehe ganz im Zeichen der Musik.
So gestaltete das Kammermusikensemble mit einer Intrade zum Auftakt und einer Sarabande zum Abschluss des Gottesdienstes von Johann Pezelius einen festlichen Rahmen.
Konrad Klek lässt sein Predigtmanuskript zwischendurch auch mal auf dem Pult rechts liegen und ermuntert die Gemeinde eine Strophe aus einem Lutherlied mitzusingen.
Die ersten beiden Lieder Luthers standen im Mittelpunkt der Predigt von Professor Klek. In seinem zweiten Lied „Nun freut euch, lieben Christen gmein“ fordere der Reformator die Menschen dazu auf mit „Lust und Liebe“ zu singen, so Klek, der dies anhand der ersten Strophe vortrug und die Gottesdienstbesucher mit einer kleinen Gesangsübung „fröhlich“ mitsingen ließ. Das Lied erzählt die Geschichte der "Erdfahrt Christi" und ist damit ein Zeitungslied, wie das vor 500 Jahren üblich war. Fahrende Sänger zogen über die Märkte und brachten "Stories aus dem Zeitgeschehen singend unter die Leute“, so Klek. Das Sprachgenie Luther habe sich dieser Form in meisterhaft bedient.
Luther war entsetzt, als am 1. Juli 1523 auf dem Marktplatz von Brüssel zwei junge Augustinermönche auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurden. Sie waren Anhänger des reformatorischen Glaubens und die ersten Opfer, sogenannte Blutzeugen der Reformation. So kam Luther überhaupt auf die Idee sein erstes Lied, ein Märtyrerlied zu schreiben. Luther agierte dabei als Propagandist, so Professor Klek, es sei ihm um die Deutungshoheit gegangen. Die Mönche sollten nicht als gescheitert verunglimpft werden. „Die Hinrichtung hat zwar die beiden Augustinermönche mundtot gemacht, das Lied über ihr Sterben überwindet aber die Sprachlosigkeit“.
Mit der Psalmvertonung „Singet dem Herrn, alle Welt“ von Johann Phillipp Krieger sorgte das Kammermusikensemble mit Peter Tilch als Bassbariton für einen weiteren Höhepunkt des Reformationsgottesdienstes. Bei einem Empfang im Evangelischen Zentrum klang der Reformationsabend mit Gesprächen zu Luthers Liedern aus.
Text und Foto: Hubert Mauch