Gemeinsam im 21. Jahrhundert

Predigt RB Klaus Stiegler
Bildrechte Dekanat/Mauch

Wie vor 75 Jahren beginnt auch jetzt ein neues kirchliches Kapitel
Mit einem Festgottesdienst in der Passauer Stadtpfarrkirche feierten am Sonntag, 19. November die evangelischen Christen das 75-jährige Bestehen des Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirks Passau. Prediger war Regionalbischof Klaus Stiegler aus Regensburg. Musikalisch bereicherten Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz am E-Piano und Peter Tilch am Saxophon den Festgottesdienst mit jazzigen Klängen.

Musik
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Am 1. November 1948 wurde der neue Dekanatsbezirk errichtet. Damit reagierte die Landeskirche auf die Verzehnfachung evangelischer Christen, Kriegsflüchtlinge aus Schlesien, dem Sudetenland und Südosteuropa in Ostbayern. Es sei eine Zeit des Umbruchs der kirchlichen Gesellschaft in und um Passau gewesen, so Dekan Jochen Wilde in seiner Begrüßung der zahlreichen Gäste aus Politik, Gesellschaft und Kirche. Mit dem Blick auf 75 Jahre auf und ab wolle das Dekanat sein Jubiläum nicht als Verlustgeschichte, sondern bewusst als Geschichte der Chancen und Veränderungen feiern. Kirche sei ein fortlaufender Veränderungsprozess.
Auf den „materiellen und moralischen Trümmern der NS-Diktatur“ sei der Dekanatsbezirk errichtet worden, sagte Regionalbischof Klaus Stiegler in seiner Predigt. „In dem bis dahin homogen-katholischen Niederbayern haben die evangelischen Flüchtlinge eine neue Heimat gefunden“, das Leben sei dadurch bunter geworden.
Wir werden als Kirche kleiner werden, führte Regionalbischof Stiegler in seiner Predigt aus. Weniger Mitglieder, weniger Personal, weniger Geld habe Konsequenzen. Die Selbstinsolvenz des Diakonischen Werks Passau sei dafür ein Beispiel für das, was den beiden großen Kirchen bevorstehe. „Wir sind in einem rasanten Umbauprozess“, Kirche erodiere. Aktuelle Umfragen ergäben, dass rund 80 Prozent der Evangelischen eine starke Veränderung ihrer Kirche wollten, die katholischen Mitchristen wünschten sich das zu fast 100 Prozent von ihrer Kirche. Stiegler rief dazu auf, sich deshalb gemeinsam zu überlegen, wie Kirche im 21. Jahrhundert gehe. Wir bräuchten neue Ideen, neues Ausprobieren und einen neuen Aufbruch. Wie damals vor 75 Jahren habe ein neues kirchliches Kapitel begonnen.

Auszug
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Regionalbischof Klaus Stiegler (li) und Dekan Jochen Wilde beim Auszug aus der St. Matthäuskirche.


Glaube sei nicht statisch, sondern entwickle sich, so Dr. Matthias Haun vom Präsidium der Dekanatssynode, der durch die anschließenden Grußworte moderierte. Das Dekanat sei ein Ort der Liebe, Barmherzigkeit und der Hoffnung.
Als „jungen Hupfer“ bezeichnete Grußrednerin Angelika Görmiller, als Vertreterin des Diözesanrates den Dekanatsbezirk. In diesen 75 Jahren sei nach anfänglichem Widerstand eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe gewachsen. Domkapitular Gerhard Auer dankte dafür, dass die Evangelischen geholfen haben dem Bistum Passau die Augen zu öffnen. Die Evangelische Jugend sei ein wichtiger Pfeiler im Stadtjugendring, so Bürgermeister der Stadt Passau, Armin Dickl. Den Verlust an Wohlstand und Demokratie sprach der stellvertretende Landrat Hans Koller in seinem Grußwort an. Für die Stabilität der Gesellschaft brauche es auch die Kirchen.

Studenten
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Sonja Sibbor-Heißmann, Studierenden-Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde Passau (esg) mit Student*innen präsentieren das Deutschprojekt der esg.


Beim anschließenden Empfang präsentierte das Dekanat Leuchtturmprojekte. Von ihrem Pilgerangebot in der Urlauberseelsorge berichtete Diakonin Gabriela Neumann-Beiler aus Spiegelau, Studierendenpfarrerin Sonja Sibbor-Heißmann und Mitglieder der Evangelischen Studierendengemeinde präsentierten ihr seit Jahren erfolgreiches Deutsch-Kurs-Projekt und Diakon Christian Betzl gab einen Einblick in die Arbeit der Evangelischen Jugend im Dekanat. Außerdem erzählten Theologiestudentin Simone Schmoll aus Passau und der sich in Ausbildung zum Diakon befindliche Nathanael Hofer aus Ortenburg, von ihrer Vision von Kirche. Text: Hubert Mauch

Siehe auch den Bericht von NiederbayernTV