Bonhoeffer-Predigtreihe gestartet

Dekan Jochen Wilde im Gebet
Bildrechte Dekanat/Mauch

Dekan Jochen Wilde spricht beim Auftakt der Predigtreihe zu Bonhoeffer in der Stadtpfarrkirche St. Matthäus ein Bonhoeffer-Gebet.
Der evangelische Dekanatsbezirk Passau ist mit dem Schicksal des Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer verbunden. Seine letzten Tage verbrachte er in Schönberg im Bayerischen Wald. Kurz vor Kriegsende, am 9. April 1945, wurde Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. Sein Todestag jährt sich heuer zum 80. Mal. Der Dietrich-Bonhoeffer-Platz vor dem Evangelischen Zentrum erinnert an ihn. Mit einer Gottesdienst- und Predigtreihe gedenken die Passauer Pfarrer*innen Dietrich Bonhoeffer in der evangelischen Stadtpfarrkirche St. Matthäus. Bis 27. April wird es in insgesamt acht Gottesdiensten unterschiedliche Annäherungen an Bonhoeffer zur Inspiration und Ermutigung geben.
Am Sonntag, 16. März begann mit Dekan Jochen Wilde die Predigtreihe. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz mit spätromantischen Werken von Joseph Renner junior.
Bei der Annäherung an die Theologie Bonhoeffers, böten sich gegensätzliche Begriffspaare an, stellte Dekan Wilde in seiner Begrüßung fest: Widerstand und Ergebung, Beten und Tun des Gerechten, gehorsame Bindung und verantwortliche Tat, radikale Zuwendung zum Glauben und Leben und Einsatz für die Welt.  „Was ist meine Berufung?“, so das Thema des Dekans.
Bonhoeffer habe seinen Beruf als Berufung verstanden und schon früh das Unheil erkannt, das mit dem Nationalsozialismus auf Deutschland und die Welt zukam. Seine führerkritische Ansprache im Radio zwei Tag nach Hitlers Machtergreifung wird abgeschaltet. In einem Vortrag im April 1933 wendet er sich gegen die Entrechtung der Jüdinnen und Juden.  Er fühlte sich mitverantwortlich, „weil er seiner Berufung untreu geworden ist“, stellte Dekan Wilde fest. Den „Ruf Gottes“ vernimmt Bonhoeffer mehrfach: bei seinem Studienjahr bei der afroamerikanischen Gemeine in Halem/NY, als Pfarrer in der Konfirmandenarbeit mit sozial Schwachen am Penzlauer Berg und bei seinem zweiten Amerika-Aufenthalt 1936. Er kehrt nach kurzer Zeit nach Deutschland zurück. Im „Widerstand gegen die unmenschlichen, gottlosen“ Verhältnisse in Deutschland und die Ergebung in Gottes Ruf, sehe Bonhoeffer seine Berufung, so Wilde. Als seinen wichtigsten Impuls für unsere, in vieler Hinsicht verrückten Zeit, sieht Dekan Wilde in Bonhoeffers grenzenloser Hoffnung.  Er sei ein Prophet der Hoffnung. Am Sonntag, 23. März folgt Pfarrerin Sonja Sibbor-Heißmann mit dem Predigtthema „Nur wer für Juden schreit, darf gregorianisch singen“. Alle weiteren Termine der Reihe finden sich unter www.passau-evangelisch.de
Text und Foto: Hubert Mauch