Standing Ovations für die Bläser*innen beim 39. Grenzlandsposaunentag in Simbach/Inn. Pfarrer Christian Muschler (li) und Dekan Jochen Wilde (re)
Von „Großer Gott, wir loben dich“ bis „What a Wonderful World“, dazwischen auch mal ein Reinhard Mey und die Beatles - mit solchen Liedern entzückten die 46 Bläser*innen bei den Standmusiken des Grenzlandposaunentages in Tann und Simbach/Inn am Wochenende 28./29. September die Zuhörer*innen. Es war der inzwischen 39. Grenzlandposaunentag, der alle zwei Jahre stattfindet. Bläser*innen aus Bad Füssing, Bogen, Bruckberg, Eggenfelden, Freyung, Hengersberg, Mühldorf, Ortenburg, Polsingen, Reisbach, Simbach/Inn. und Wels trafen sich in der evangelischen Gnadenkirche in Simbach/Inn zum gemeinsamen Musizieren. Die Leitung hatte Landesposaunenwart Kirchenmusikdirektor Ralf Tochtermann. Kirchenmusikdirektor Jürgen Wisgalla hatte das Treffen organisiert.
Mehrere Standmusiken gehören zum Programm des Grenzlandposaunentages. Hier auf dem Marktplatz in Tann bei schönstem Sonntagswetter.
Der Samstag war angefüllt mit Probenarbeit. Blastechnische Übungen und das Lernen neuer Lieder standen dabei im Mittelpunkt, erzählte Landesposaunenwart Tochtermann aus Nürnberg. Es sei eine Herausforderung, Posaunenchöre die nicht gewohnt sind in größeren Gruppen zu spielen zusammenzubringen. Er freut sich, dass nach der Coronazeit die Posaunenchöre wieder aufgeblüht sind. „Die Bläser*innen haben danach gehungert wieder zu musizieren.“
Das Highlight des Grenzlandposaunentages war am Sonntag, 29. September der Festgottesdienst mit Dekan Jochen Wilde als Prediger und Pfarrer Christian Muschler, zuständig für die Liturgie in der Gnadenkirche. Hier zeigten die Bläser*innen das gesamte Spektrum ihres kirchenmusikalischen Könnens in eindrucksvoller Weise. Karin Wisgalla gestaltete im Wechsel mit Ehemann Jürgen den Gottesdienst auf der Orgel, der auch mit seiner kraftvollen Stimme als Kantor glänzte.
Bläsermusik sei ein Markenzeichen der evangelischen Kirche, so Dekan Jochen Wilde in seiner Predigt und ein starker Sprecher des Glaubens. Mit rund 100.000 Bläser*innen in 7000 Posaunenchören seien sie eine der größten Laienbewegungen in der evangelischen Kirche. Der Grenzlandposaunentag führe Musiker*innen sogar über Landesgrenzen hinweg zusammen.
Dekan Jochen Wilde bei der Predigt auf dem Grenzlandposaunentag in Simbach/Inn.
„Es waren vertriebene protestantische Christen aus Böhmen und Mähren, die im 18. Jahrhundert, die Grundlage der heutigen Posaunenchöre bildeten.“ Diese Flüchtlinge fanden Zuflucht in Herrnhut, östlich von Dresden. In der „Herrnhuter Brüdergemeinde“ tauchte erstmals 1764 der Begriff „Posaunenchor“ auf. Dekan Wilde gibt zu bedenken: „ Wären die seit einigen Tagen geltenden Grenzregelungen, die einigen Hardlinern immer noch nicht weit genug gehen – wären diese Bestimmungen schon damals, im 18, Jahrhundert in Kraft gewesen und die Böhmischen Glaubensgeschwister an der Grenze abgewiesen und zurückgeschickt worden – wer weiß: dann gäbe es die Posaunenchöre in der heutigen Form und Vielfalt womöglich gar nicht!?“ Den Posaunenchören heute sei nicht Hass, sondern der gute Ton, Freundschaft und Vielfalt eigen.
„Einmal Bläser, immer Bläser“, die Verbundenheit der Bläser*innen mit ihrem Posaunenchor ist erstaunlich groß, im Durchschnitt seien das rund 30 Jahre, so Pfarrer Christian Muschler. Im Rahmen der Abkündigungen ehrten er und KMD Ralf Tochtermann die Bläser*innen Susanne Gallersdörfer, Michael Wonner und Karl Wonner für 50 Jahre und Otto Wonner für 60 Jahre Engagement im Simbacher Posaunenchor. Die Gottesdienstbesucher*innen bedankten sich für das kirchenmusikalische Ereignis mit einem kräftigen Applaus, die Bläser*innen ihrerseits mit einer Zugabe.
Dekan Jochen Wilde, Kirchenmusikdirektor Jürgen Wisgalla, Landesposaunenwart Ralf Tochtermann und Pfarrer Christian Muschler freuen sich über einen gelungenen Grenzlandposaunentag.
Der erste Grenzlandposaunentag fand 1960 in Simbach/Inn statt. Seitdem haben sich die Laienmusiker regelmäßig zum gemeinsamen Musizieren getroffen. Die musikalische Leitung hat seit 1960 ein Mitarbeiter des evangelischen Posaunenchorverbandes Bayern. Die meisten Treffen dieser Art haben in Simbach stattgefunden. Aber auch in anderen Orten, wie Bad Füssing, Eggenfelden, Everding, Passau, Pfarrkirchen und Wels, war der Grenzlandposaunentag schon zu Gast.
Text: Hubert Mauch/Jürgen Wisgalla, Fotos: Astrid Wilde/Hubert Mauch