In süßer Freude - In dulci jubilo

Dekan Wilde Kantatengottesdienst
Bildrechte Dekanat/Mauch

Zentraler Kantatengottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag in der Stadtpfarrkirche. Dekan Jochen Wilde bei seiner Liedpredigt zu „In dulci jubilo“.

Es gab Zeiten in der Kirche, da hätte die Gemeinde sich eingehakt und zu „In dulci jubilo“ geschunkelt, so Dekan Jochen Wilde in seiner Liedpredigt beim zentralen Gottesdienst in der Passauer Stadtpfarrkirche am zweiten Weihnachtsfeiertag, denn das Lied sei ein richtiger Weihnachtswalzer. Im Mittelpunkt stand die Kantate „In dulci jubilo“ von Dietrich-Buxtehude. Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz brachte diesen festlich-beschwingten Satz, der sich durch seinen ganz besonderen weihnachtlichen Zauber auszeichnet, zusammen mit dem Kammerchor und dem Kammermusikensemble St. Matthäus zur Aufführung.
Zur Predigt spielte Kantor Franz das Lied an der Orgel, leise in der Lautstärke, leicht und beschwingt im Walzertakt. Zwischen den Predigtteilen sang die Gemeinde das Lied in der Fassung des neuen Gesangbuches. In der Urfassung des 14. Jahrhunderts war der Text eine Mischung aus lateinischer und deutscher Sprache. Die Worte spielten bewusst mit dem Gegensatz von Kirchensprache und Alltagssprache. Das Lied versuche, den Menschen die Weihnachtsbotschaft auf ganz sinnliche Weise nahe zu bringen, sagte Dekan Wilde. Es lade ein, über das Wunder von Weihnachten zu staunen. 
„In dulci jubilo“ sei ein Lied der Gegensätze, so wie Weihnachten. An Weihnachten widerspreche Gott „den Reichen, Gelehrten und Mächtigen, die glauben, Ihnen gehöre die Welt…“. Es stimme nicht, dass Widerstand gegen den Unfrieden keinen Sinn mache. Es gebe kein Gesetz, nach dem die Unmenschlichkeit exponentiell mit der Weltbevölkerung wachse, keine Zwangsläufigkeit, nach der Kontinente hungern müssten und keinen Automatismus, der dazu führe, dass das Klima sich ins Katastrophale wandelt. Und weiter führte Dekan Wilde in seiner Predigt aus: “Für all das gibt es Ursachen; und es gibt die Möglichkeiten und die Verantwortung, dagegen was zu tun. Das ist der Widerspruch von Weihnachten gegen die Wirklichkeit der Welt.“
Ein fröhlich-heiteres „In dulci jubilo“ von Dietrich Buxtehude, leicht und beschwingt vorgetragen von Kammerchor und Kammermusikensemble St. Matthäus unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz, erfreute die Gottesdienstbesucher und veranlasste sie zu großem Beifall.
Text und Foto: Hubert Mauch