Mit einer ökumenischen Abendandacht am Dienstag, 4. Juni erinnerten Dekan Jochen Wilde (li), Pfarrerin Alexandra Popp (Mitte) und der katholische Dekan Josef Tiefenböck (re) an evangelische Gräfin im katholischen Niederbayern.
Als am 21. Juni 1802 Leopold Ernst Graf von Tauffkirchen-Kleeberg die evangelische Gräfin Wilhelmine von Ortenburg heiratete war das ein No-Go.
Und als die Gräfin Wilhelmine 1854 verstirbt, wird es dem Grafen untersagt, seine Gemahlin im Ruhstorfer Friedhof zu beizusetzen. Daraufhin lässt Graf Tauffkirchen im Trostlinger Wald eine Gruftkapelle errichten. Die in neugotischem Stil erbaute Kapelle findet sich an der Verbindungsstraße von Ruhstorf nach Kleeberg auf einem sanft ansteigenden Hügel über dem Kleeberger Bach. Dort hat nicht nur Gräfin Wilhemine ihre letzte Ruhestätte gefunden, sondern auch der Graf selbst und beider Sohn Maximilian. Auch die beiden früh verstorbenen Kinder Ottilia und Desiderius der nachfolgenden Besitzer, der Familie Weiß von Starkenfels, sind dort beigesetzt.
Karl Benedikt von Moreau ließ die neugotische Gruftkapelle renovieren
Im 20. Jahrhundert gerät die Kapelle zunehmend aus dem Blickfeld und fällt in ein Jahrzehnte andauernden Dornröschenschlaf. Kein Wunder, dass sich bis zum heutigen Tag allerlei Legenden und Gruselgeschichten um das versteckte Kleinod ranken.
Bis schließlich die heutigen Besitzer von Schloss Kleeberg, die Familie von Moreau, dem fortschreitenden Verfall und dem Vandalismus ein Ende machen. Mit großem persönlichem Einsatz und Unterstützung durch einen örtlichen Verein nimmt Karl Benedikt von Moreau die Renovierung in die Hand, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Wiedereinweihung der Kapelle fand im Rahmen einer ökumenischen Feier 2019 statt. Seither findet jährlich eine gemeinsame Andacht im Trostlinger Wald statt, die auch von Seiten der lokalen Bevölkerung immer größeren Zuspruch findet.
Die historische Kapelle aus den 19. Jahrhundert hat einen Sternenhimmel.
Im Beisein der Familie von Moreau gestalteten Dekan Jochen Wilde, Ortspfarrerin Alexandra Popp und der katholische Dekan Josef Tiefenböck am 4. Juni eine ökumenische Abendandacht an der Grafengruft. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von den Ruhstorfer Bläsern unter Leitung von Josef Maderer. In seiner Ansprache nahm Dekan Wilde die zahlreich erschienene Gemeinde mit hinein in eine Erzählung aus dem Alten Testament: Unter dem nächtlichen Sternenhimmel schließt Gott einen Bund mit Abraham (1. Mose 15). Solche Sternstunden des Glaubens – mit dem vertrauensvollen Blick gen Himmel – suchten und brauchten die Menschen heute mehr denn je, so Dekan Wilde. Damit nahm er auch Bezug auf das Sternengewölbe der Gruftkapelle. Text und Fotos: Wilde