Vom Trennenden zum Miteinander

460 Jahre Ortenburger Reformation
Bildrechte Georg Laski

460 Jahre Reformation in Ortenburg
Grundlage der historischen Spielszene von Inge Jacobsen als Johann Roither und Sergej Georgos als Amtsperson sind Verhörprotokolle aus der Zeit Maria Theresias. Im Hintergrund der katholische Pfarrer Anton Haslberger und Pfarrerin Sabine Hofer. 

Mit einem ökumenischen Jubiläumsgottesdienst in der evangelischen Marktkirche feierten am Dienstag, 17. Oktober die Ortenburger 460 Jahre Reformation. In der evangelischen Enklave wird das Reformationsfest in Erinnerung an den ersten evangelischen Gottesdienst am 17. Oktober 1563 schon zwei Wochen früher begangen. An der Feier nahmen neben dem katholische Ortspfarrer Anton Haslberger auch Gäste aus Ungarn teil. Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz gestaltete den Gottesdienst musikalisch mit barocker Orgelmusik
Nach konfessioneller Feindschaft herrsche jetzt Freundschaft, so Pfarrerin Sabine Hofer bei ihrer Begrüßung in der vollbesetzten Marktkirche. Eine historisch belegte Spielszene zu Verhaftung, Verhör, Wegnahme der Kinder und Abschiebung ins evangelische Siebenbürgen verdeutlichte die Situation der evangelischen Glaubensbrüder in Österreich in der Zeit der Gegenreformation. 
Viele Evangelische flohen damals nach Ortenburg, protestantische Bücher wurden in die Gegenrichtung geschmuggelt. Nicht starre Buchstaben wurden da transportiert, so Pfarrerin Hofer in ihrer Predigt, sondern „Worte zum Leben“. „Immer wieder haben sie Angst gehabt, entdeckt zu werden. Heimlich in der Nacht sich getroffen, um Mut und Kraft aus Gottes Wort zu bekommen.“ Deshalb sei es ihr wichtig, gerade am Ortenburger Reformationsfest ein Zeichen der ökumenischen Verbundenheit zu setzen. Auch vor dem Hintergrund der Zerrissenheit und Spalterei unserer Tage, hier bei uns und anderswo.

Segen
Bildrechte Dekanat/Mauch

Gemeinsam spenden der katholische Pfarrer Anton Haslberger und Pfarrerin Sabine Hofer im Ortenburger Reformationsgottesdienst den Segen. 

Auch in den folgenden Grußworten wurden Toleranz und das friedliche Zusammenleben betont. Unabhängig von Konfession, Herkunft oder Alter könne die Rolle der kleinen Grafschaft Ortenburg in der Reformationszeit immer noch Vorbild sein, so Dr. Claudia Stadelmann-Laski vom Präsidium der Dekanatssynode in ihrem Grußwort, um zu unserer christlichen Überzeugung zu stehen und gegen Unrecht zu protestieren. In diesem Zusammenhang erinnerte sie auch an die mahnenden Stimmen in der Zeit des Nationalsozialismus von Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer.
Beim anschließenden Empfang gab es historische Speisen in historischem Ambiente im Gemeindesaal und Kirchgarten, dazu noch Führungen im Evangelischen Museum Kantorhaus.

Dazu auch ein Beitrag auf NiederbayernTV