Seelsorger mit Leib und „Seele“

Pfarrer Norbert Stapfer
Bildrechte C. Stadelmann-Laski

Pfarrer Norbert Stapfer blickt im Interview auf 20 Jahre Dienst in der Evangelischen Christuskirche zurück

Kaum zu glauben - auf 20 Jahre segensreiches Wirken als Kurseelsorger in Bad Füssing kann Kirchenrat Norbert Stapfer zurücksehen. Im September 2003 trat er als 41jähriger junger Pfarrer die freigewordene Stelle an, nachdem er vorher die Pfarrstelle der Evang. Gemeinde in Hengersberg innehatte. Bad Füssing war ihm bereits aus seiner Vikariatszeit unter dem damaligen Pfarrer Peter Ganzert vertraut. So konnte er sich rasch in die Aufgaben als Pfarramtsführer einarbeiten, die er bis zum heutigen Tag verantwortungsvoll ausführt.
Seit dem Wegzug von Pfarrer Leist-Bemmann im Mai 2022 ist er zudem als Vertreter der Gemeindepfarrstelle für alle Belange der Kirchengemeinde Christuskirche zuständig. Der Kirchenvorstand der Christuskirche dankte bei seiner letzten Sitzung Norbert Stapfer für seine Treue, seinen gewissenhaften Dienst und sein großes Engagement.

Herr Stapfer, 20 Jahre Kurseelsorger in Bad Füssing - an welche Ereignisse denken Sie besonders gerne zurück?

Besonders gerne erinnere ich mich an die 40-Jahrfeier unserer Christuskirche im Jahr 2013 mit dem damaligen Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss. Das war ein ganz besonderes Ereignis.
Sehr beeindruckt in den Jahren meiner Amtszeit hat mich auch das Austauschprogramm mit der Schwedischen Kirche, der „Svenska kyrkan“, bei dem nicht nur ich selbst in Schweden als Austauschpfarrer war, sondern infolgedessen der schwedische Chor einige Tage Bad Füssing besuchte und wir einiges miteinander erlebt haben.

Vieles haben Sie an kreativen Ideen umsetzen können. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig geworden?

Ein besonderes Anliegen in all den Jahren war mir immer, dass wir die Schwelle niedrig halten, so dass auch weniger im Glauben Verwurzelte Zugang zur Kirche finden können. Dabei hat sich besonders das Format „Kirche und Kino“ bewährt, bei dem mir die Kinobetreiber Karin und Christian Mitzam sehr entgegengekommen sind.
Was ich auch immer auf dem Plan hatte, waren und sind die Weinabende mit Geschichten aus der Bibel, anfangs in der „Hecke“, zuletzt nach der Corona-Pandemie fortgesetzt im „KaBa37“ und demnächst wieder in der „Hecke“.
Zunehmend wichtiger werden, das hat man während Corona deutlich gesehen, Outdoor- Veranstaltungen. Sie haben mittlerweile mehr Zulauf als Veranstaltungen in der Kirche.
Schließlich habe ich auch den Kirchenradweg initiiert und wir sind auch aktuell bei den „Waldwochen“ als Evang. Kirche mit vertreten.


Sicherlich lief nicht alles immer rund - gibt es Erinnerungen, die eher schmerzen?

Geschmerzt hat mich, dass wir während der Coronazeit viele staatliche und auch kirchliche Verordnungen umsetzen mussten und wir dadurch auch einige Menschen verärgert haben, die das nicht eingesehen haben. Aber das oberste Ziel war für mich  immer, keine Infektionen in unserer Kirche zu verbreiten!


Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren in Ihrer Tätigkeit und im „Kirchenbetrieb“ geändert?

Die Digitalisierung ist immer mehr geworden, wir Menschen, die wir noch aus einer anderen Zeit kommen,  kommen da fast nicht mehr mit! Es läuft alles nur noch über den PC. Das Papier soll zwar abgeschafft werden, aber trotzdem muss man immer noch alles ausdrucken und dann in die kirchliche Registratur einbringen.
Was auch schwieriger geworden ist, ist, dass man alles dokumentieren muss. Das ist ein enormer Verwaltungsaufwand, viel mehr als früher.
Zunehmend wird die Kirche auch nur noch als Dienstleister gesehen, der die Aufgabe hat, das zu liefern, was die Leute sich wünschen und wenn es noch so abstrus ist.
Die Distanzierung zur Kirche hat insgesamt sehr zugenommen, es treten immer mehr Menschen aus. In Bad Füssing erleben wir das etwas verzögert, weil wir dank der Gäste noch immer eine volle Kirche gewohnt sind.

Sie haben nun noch wenige Jahre bis zur Pensionierung. Was treibt Sie für die nächste Zeit um?

Bad Füssing hat das Ziel, jüngere Besucher anzuziehen, die Generation 40/45 plus. Das sind Personen mit einem ganz anderen kirchlichen Verhalten. Hier müssen wir als Kirche reagieren, um an den Menschen dranzubleiben, um zu zeigen, dass Fragen nach dem Sinn des Lebens in unserer Kirche beantwortet werden.
Und das Zweite, das ich noch fortführen möchte, sind Baumaßnahmen. Ich möchte noch vollenden, dass wir einen behindertengerechten Zugang zu unserer Christuskirche bekommen.


Vielen Dank für das Interview und alle Gute für Ihren weiteren Dienst!

(Das Interview führte Dr. Claudia Stadelmann-Laski)