Dekan Jochen Wilde führt flankiert von den Pfarrern Stephan Schmoll (re) und Dr. Phillipp Augustin (li) den neuen Pfarrer Jonathan Steensen (gegenüber) in sein Amt feierlich ein.
Mit einem festlichen Gottesdienst in der St. Markus-Kirche Hauzenberg wurde am Sonntag, 19. März Pfarrer Jonathan Steensen die Stelle des 2. Pfarrers der evangelischen Gemeinde St. Johannes übertragen und von Dekan Jochen Wilde in sein Amt eingeführt. Neben der Gemeinde wohnten die Familie, zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft und seiner früheren Gemeinde Schnaittach der Feierlichkeit bei.
Für die Gemeinde sei es ein Grund zur Freude, sagte Dekan Wilde in seiner Ansprache, denn gut eineinhalb Jahre war die Stelle unbesetzt. Deshalb ging der Dank des Dekans als Erstes an diejenigen, die das gemeindliche Leben am Laufen hielten: Kirchenvorstand, Prädikant Hartmann Beck, Pfarramtssekretärin Antje Mandlmaier und den Vakanzverteter Pfarrer Stephan Schmoll aus Passau, der auch durch den Festtag geleitete.
Mit Jonathan Steensen komme ein Pfarrer nach St. Johannes, der Überraschungen liebe, ein leidenschaftlicher Theologe sei und sich in seiner Doktorarbeit intensiv mit der Frage nach der Zukunft der Kirche auseinandergesetzt habe, so Dekan Wilde.
Aus dem Evangelium des Sonntags (Johannesevangelium 12. Kapitel, Vers 20 bis 24) leitete der Dekan vier Erkenntnisse ab und gab sie Pfarrer Steensen und der Gemeinde mit auf den Weg: Die Botschaft Jesu ist und bleibt attraktiv, die Kirche muss die Sprache der Menschen sprechen, die Kirche sollte wieder Türöffner zur Liebe Gottes sein und die Kirche wird sich nicht nur von Sinnlosem, sondern auch von Sinnvollem trennen müssen.
„Ich möchte mit ihnen ehrlich zweifeln und die Fragen zulassen, die sich uns stellen“ lud Pfarrer Jonathan Steensen in seiner Predigt die Gemeinde ein, gerade in einer Zeit vielfältiger Krisen und Veränderungen. Wer zweifelt glaube bereits führte er weiter aus, und dass schon der Zweifel zum Glauben gehöre sei zutiefst evangelisch.
Wie sich Veränderungen rentieren können, zeigte er am Beispiel der evangelisch-lutherischen Kirche in Brasilien auf. Während der Diktatur wurde in Brasilien verboten Deutsch zu sprechen und den eingewanderten Deutschen schien das der Untergang ihres identitätsstiftenden Glaubens. Rückblickend sei es aber ein Segen gewesen, weil sich mit dem Wegfall dieser „Sprachbarriere“ die deutsch-lutherische Kirche für alle Brasilianer öffnete.
Als ein persönliches Glaubensvorbild outete Pfarrer Steensen Menschen wie seinen Großvater, „die nicht nur geglaubt haben, als es ihnen gut ging.“ Vorbilder seien jene, die gerade dort, wo andere nur Tod und Krankheit gesehen hätten, geglaubt haben, dass es noch mehr gibt.
Beim anschließenden Empfang mit Kaffee, Kuchen und Kammermusik der Musikerfamilie Rienesch im Pfarrsaal der katholischen Nachbargemeinde St. Vitus bekräftigte der katholische Kollege Alexander Aulinger seine Bereitschaft zur ökumenischen Zusammenarbeit und hieß wie alle folgenden Grußwortredner*innen aus Gesellschaft und Politik den neuen evangelischen Pfarrer mit Familie herzlichst in Hauzenberg willkommen.
Text und Fotos: Mauch
Der Dekan segnete auch Ehefrau Julia und die beiden Kinder Felicia und Jakob. Aufgewachsen ist Jonathan Steensen in Ortenburg. Seine Eltern sind das dortige Pfarrersehepaar Johannes und Sabine Hofer.
Mit offenen Armen wurde Pfarrer Steensen (li) von seinem katholischen Kollegen Alexander Aulinger empfangen. Sein Willkommensgeschenk hält er in Händen.