Dekan Jochen Wilde (li) aus Passau und sein Stellvertreter, Johannes Keller, (re) Pfarrer in Fürstenzell halten den Himmelfahrtsgottesdienst in der Kapelle auf Schloss Neuburg gemeinsam. Links daneben die Jazzcombo.
Neuburg am Inn. Gemeinsam feierten die evangelischen Christen aus den Kirchengemeinden in Passau, Ortenburg und Fürstenzell auf Schloss Neuburg Christi Himmelfahrt. Auch der Gottesdienst in der vollbesetzten Schlosskapelle wurde von Dekan Jochen Wilde und dem stellvertretenden Dekan Johannes Keller zusammen gehalten. Für eine schwungvolle musikalische Gestaltung sorgte die St. Matthäus Jazzcombo unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz.
„Alles beginnt mit dem Blick zum Himmel!“ so Dekan Wilde in seiner Predigt. Ikarus zusammen mit seinem Vater Daidalos in Gefangenschaft sehnen sich nach Freiheit, Land und Wasser sind versperrt, aber der Himmel ist offen. So basteln sie sich Flügel und heben ab. Diese alte Erzählung des römischen Dichters Ovid von der Flucht durch die Lüfte sei sinnbildlich und gleichnishaft zu sehen für die Sehnsucht des Menschen sich zu entheben aus den Irrungen und Wirrungen des Alltags, so Dekan Wilde.
In der Himmelfahrtserzählung aus der Bibel spreche Christus von der Kraft des Heiligen Geistes und wie zum Beweis, werde er von dieser Kraft himmelwärts getragen. Er zeige was möglich sei, wenn dieser Kraft vertraut werde. Auch Ikarus werde getragen von der Kraft, der väterlichen Stimme, der er sich anvertraue. Ikarus stürzt allerdings ab, weil er diese Stimme von außen überhört.
Die Pointe der Ikarus-Geschichte sei, so Dekan Wilde nicht der Übermut, sondern dass Ikarus seine Mitte verliere, so wie die Ikarus-Skulptur des Holzbildhauers Andreas Kuhnlein von der sich Wilde für seine Predigt inspirieren lies. Diese hat in der Mitte ein klaffendes Loch. Ikarus habe seine Mitte verloren, sein Gleichgewicht und stürze deshalb ins Bodenlose, so Dekan Wilde. Aber Ikarus werde es von Neuem versuchen - der Freiheit entgegen, zu der er bestimmt sei, wie wir alle.
Der Ikarus des Andreas Kuhnlein wird derzeit in der Passauer Sankt Anna-Kapelle ausgestellt.
Text und Foto Hubert Mauch