Die Passauer Bürger haben den Wald gerettet und bleiben dran. Mit Kaffee, Kuchen und Volksmusik feierte am Samstag, 14. September die Bürgerinitiative „Rettet die Passauer Wälder“ den ersten Jahrestag des erfolgreichen Bürgerentscheids im Gasthaus Knott. 78,2 Prozent der Passauer hatten sich damals gegen die Rodung von Wald für ein Gewerbegebiet entschieden. Die rund 100 aktiven Waldschützer wollten damit ein Signal des Zusammenhalts für den Schutz des Waldes setzen. Der Passauer Dekan Jochen Wilde und der katholische Pfarrer Markus Krenn aus Tiefenbach sorgen für den geistlichen Input mit Worten zur Bewahrung der Schöpfung. Dekan Wilde, der zu den Erstunterzeichnern des Bürgerbegehrens gehörte, erinnerte daran, dass der biblische Auftrag lautet, den „Garten Eden“ zu bewahren und zu pflegen und nicht abzuholzen. Die ursprünglich geplante ökumenische Segnung des in der Nähe das Gasthofes befindlichen Waldes „Jägerholz“ musste wetterbedingt abgesagt werden.
„Das Bündnis pro Waldschutz hält weiter zusammen. Die sensationelle Zustimmung von über 78 Prozent sehen wir als dauerhafte Verpflichtung, für unsere Wälder einzutreten. Wir bleiben dran“, kündigte der Bürgerbegehren-Beauftragte und ehemalige Forstdirektor Michael Held an. Das sei auch notwendig, denn die Stadt Passau ist nur ein Jahr an den Entscheid der Bürger gebunden und könnte rein rechtlich den Wald zum Beispiel im Jägerholz jetzt roden.
Für die Naherholung der Menschen, für die Erhaltung der Grundwasservorräte, für Boden und Klima und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen seien die Wälder von unschätzbarem Wert, so Held weiter. Außerdem hätten die Wälder in und um Passau angesichts immer stärkerer Wetterextreme eine enorme Bedeutung für das Wohlbefinden in der Stadt. Der Erfolg des Bürgerentscheids sei auch ein Signal in den Landkreis hinein, wo viele Bürgerinitiativen ebenfalls für den Schutz der Wälder kämpften.
Dekan Jochen Wilde (5.v.li) und Pfarrer Markus Krell (3.v.li) im Kreise der Initiatoren des Bürgerbegehrens "Rettet die Passauer Wälder". Ganz links Dr. Stefanie Wehner und 2. von rechts Urban Mangold.
Die Grünen-Stadträtin Dr. Stefanie Wehner mahnte eine generationengerechtere und sparsamere Flächennutzungsplanung für Passau an. „Mehr Demokratie in Bayern“ forderte ÖDP-Bezirksrat Urban Mangold in seinen Redebetrag. Er fürchtet, dass die durch Ministerpräsident Markus Söder initiierte „Entbürokratisierung“ der Regelungen für Bürgerentscheide zu einer Einschränkung der direkten Demokratie führt.
Im Waldschutz-Bündnis haben im vergangenen Jahr die Bürgerinitiative Jägerholz, der Bund Naturschutz (BN), der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), der Naturwissenschaftliche Verein Passau, das Forum Passau, die IG Lärmschutz Passau-West und IG Verkehr in Passau (ViP), die BI gegen die Nordtangente, Greenpeace Passau, Fridays for Future und die Stadtratsoppositionsparteien Grüne und ÖDP zusammengearbeitet.
Text und Fotos: Hubert Mauch