Das Originalklangensemble St. Matthäus mit Illja Huliychuck an der Violine, Leonhard Franz am Cello, der Sopranistin Maria Deger und Ralf Alber Franz an der Truhenorgel. Ganz rechts im Bild Dekan Jochen Wilde. Zusammen mit den Gottesdienstbesuchern genoss er das musikalische Highlight.
Der Gottesdienst am Ostermontag (1. April) in der Passauer Stadtpfarrkirche stand ganz im Zeichen fröhlicher Festmusik. Unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz erklang die österliche Solokantate „Jauchzt, ihr Christen, seid vergnügt“ von Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) für hohe Stimme, Violine und Basso continuo. Das Originalklangensemble St. Matthäus mit Illja Huliychuck an der Violine, Leonhard Franz am Cello und Ralf Alber Franz an der Truhenorgel begleitete die Sopranistin Maria Deger in glanzvoller Weise. Die Kantate mit anspruchsvoller Singstimme wurde von der Solistin mit klarer, kraftvoller Heiterkeit ergreifend präsentiert.
Die Werke von Telemann seien „fröhliche leichte Barockmusik mit einer sehr bild- und abwechslungsreichen Tonsprache“, wie Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz in knappen Worten erklärte. Sein Sohn Leonhard und er sorgten mit Cello und Orgel für den Basso Continuo, und Violinist Huliychuck mit leichter Hand gespielt, für wunderschöne eingängige Melodien. Insgesamt faszinierte das Spiel durch Leichtigkeit, ganz im Sinne des Barockkomponisten Telemann.
Dekan Jochen Wilde predigte in der Stadtpfarrkirche zur österlichen Kantate „Jauchzt, ihr Christen, seid vergnügt“ von Georg Philipp Telemann.
„Harmonischer Gottesdienst“ nannte Georg Philipp Telemann die Sammlung von 72 Kantaten aus der das Werk stammt. Er schrieb sie ursprünglich für den 3. Ostertag, also den Osterdienstag, der vor 300 Jahren noch ein Feiertag war, führte Dekan Jochen Wilde in seiner Einführung aus. Die Arien, vor und nach dem Rezitativ, sprächen das Gefühl an, wollten begeistern und mitreißen. Diese Leichtigkeit der Musik thematisierte Dekan Jochen Wilde auch in seiner Predigt und meinte selbstkritisch: Es ist gerade diese Leichtigkeit, die ich in unserer Kirche und Verkündigung so oft vermisse. Gerade an Ostern, in der Auferstehungshoffnung fehle der „Hauch von Leichtigkeit“.
Nicht zuletzt sei auch die Hoffnung, dass das Leben stärker sei als der Tod und seine Schergen. Es lohne sich, dafür aufzustehen, betonte Wilde, so wie der russische Regimekritiker Alexey Nawalny, der die Hoffnung nicht aufgab. Er sagte kurz vor seinen Tod: „Das Einzige, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist, dass die Guten nichts tun.“
An Ostern stellten sich die großen Fragen des Lebens, so Dekan Wilde weiter. Man bekomme es mit sich selbst zu tun. „Wofür lebe ich? Wie halte ich dem Tod stand? Wo finde ich Anerkennung und Wertschätzung? Was darf ich hoffen?“ Diese Fragen könnten nicht gelöst werden, sondern nur gelebt. „Weil mir ewiges Leben verheißen ist, kann ich endlich leben und mich diesem Leben mit österlicher Freude in die Arme werfen“
Das Originalklangensemble St. Matthäus mit Illja Huliychuck (Violine), Sopranistin Maria Deger (Gesang), Leonhard Franz (Cello), und Ensembleleiter Kirchenmusikdirektor Ralf Alber Franz (Truhenorgel) bedankten sich für den wiederholten Applaus am Ende des Kantatengottesdienstes in der Passauer Stadtpfarrkirche.
Neben der Telemann-Kantate erklangen in der St. Matthäuskirche auch barocke Werke von Johann Krieger, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach und Johann Caspar Simon.
Für die hervorragende musikalische Gestaltung bedankten sich die Gottesdienstbesucher mit einem kräftigen Applaus. Text und Fotos: Hubert Mauch