Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz, Dekan Jochen Wilde, Rosemarie Weber (1. Vorsitzende der EW), Bass-Solist Bernhard Forster und EW-Intendant Dr. Carsten Gerhard freuen sich über den gelungenen Festgottesdienst im Rahmen der Europäischen Wochen in der Stadtpfarrkirche.
Beim Festgottesdienst der Festspiele Europäischen Wochen und der evangelischen Kirche in der Passauer Stadtpfarrkirche St. Matthäus stand am Sonntag, 23. Juli die Solokantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ von Johann Sebastian Bach (BWV 56) im Mittelpunkt. Neben der Kantate standen noch Werke von Johann Heinrich Fasch auf dem Programm.
Das Originalklangensemble St. Matthäus unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz gestaltete den Kantatengottesdienst musikalisch. Dekan Jochen Wilde hielt die Predigt.
Die Kantate ist die berühmteste von Bach und erklang erstmals am 27. Oktober 1726 in Leipzig. Sie wird auch „Kreuzstab“-Kantate genannt und ist eine fünfteilige Solokantate für Bass. Den Text verfasste der Bach-Schüler und Theologe Christoph Birkmann, beim festlichen Kantatengottesdienst in der Stadtpfarrkirche hervorragend gesungen von Bass-Solist Bernhard Forster.
Dekan Jochen Wilde predigt leidenschaftlich mit den Händen und bei Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz kommen an der Orgel noch die Füße hinzu.
„Yes, we can! - Ja, ich glaub, dass diese Kantate aktueller, ja vielleicht sogar notwendiger ist denn je!“ so Dekan Jochen Wilde am Anfang seiner Predigt zu diesem kirchenmusikalischen Highlight. Text und Ton lägen nicht auf derselben Spur und erzählten doch vom Selben: nämlich vom Leben. Bach habe in und mit der Kreuzstab-Kantate persönliche Schicksalsschläge verarbeitet: Das mache sie so authentisch und ausdrucksstark!
Der Tod werde hier nicht verdrängt oder tabuisiert und verliere dadurch das Beängstigende. Das Ziel der Kantate sei die „Heimkehr zu Gott“ – in seine Geborgenheit, so Dekan Wilde in der evangelischen St. Matthäus-Kirche.
Ziel der Kantate könnte aber auch die „Heimkehr zur Realität“ bedeuten, die „Einsicht in die Begrenztheit irdischer Ressourcen“, „das Eingeständnis: dass es kein ‚Weiter-so‘ geben kann, dass die Grenzen des Wachstums längst überschritten sind.“ Und wo es erforderlich sei auch aufzustehen, aufzubegehren, sich zu widersetzen, „den Populisten und Vereinfachern widersprechen, nicht nachplappern und notfalls: dem Rad in die Speichen fallen“. Nicht die Angst, sondern Freiheit und Zuversicht biete die Kreuzstab-Kantate als Vorzeichen für das Leben an.
Hochkonzentriertes Spiel des Originalklangensemble St. Matthäus unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz (Truhenorgel) beim EW-Festgottesdienst in der St. Matthäuskirche.
Dr. Carsten Gerhard, der Intendant der Europäischen Wochen, bedankte sich am Ende des Festgottesdienstes bei Dekan Jochen Wilde für die kluge Auslegung von Musik und Text in seiner Predigt und Bass-Solist Bernhard Forster für den warmen und sonoren gesanglichen Vortrag. Das Originalklangensemble St. Matthäus unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz zeige die hohe Qualität der evangelischen Kirchenmusik in Passau.
Mit einem langanhaltenden Applaus bedankten sich auch die Gottesdienstbesucher für dieses kirchmusikalische Highlight.
Nach dem Festgottesdienst luden die Europäischen Wochen und die evangelische Kirche zu einem Empfang im Evangelischen Zentrum ein.
Text und Fotos Hubert Mauch