Schmerzliche Klarheit

Stiegler Büchlberg
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Regionalbischof Klaus Stiegler hat bei der Entwidmung der Christuskapelle am Sonntag, 27. Januar in Büchelberg die Gelegenheit genutzt auch klare Worte zu den Ergebnissse der FroruM-Aufarbeitungsstudie über sexualle Gewalt in der evangelischen Kirche zu sagen. Seine Stellungnahme finden Sie hier unten.

 

Stellungnahme von Regionalbischof Klaus Stiegler zur ForuM-Studie

Die ForuM-Studie hat am 25. Jan. 2024 mit schmerzlicher Klarheit offengelegt, dass auch in der Evangelischen Kirche viele Menschen jahrzehntelang viel zu wenig Schutz vor sexualisierter Gewalt erhalten haben. Wir schauen hier in einen Abgrund, der noch viel tiefer ist als befürchtet. Es ist einfach furchtbar, was Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in unserer Kirche angetan wurde - ich kann nur ahnen, welche Schmerzen die Betroffenen ertragen müssen. Längst gilt in unserer Kirche: Null Toleranz gegenüber Tätern, alle erdenkliche Hilfe für die Betroffenen. Wir stehen als Kirche an der Seite der Betroffenen.

In der Berichterstattung über die ForuM-Studie steht die ungenügende Datenlage im Vordergrund. Da hätte einiges tatsächlich besser laufen müssen. Allerdings hat die Studie durchaus wichtige Ergebnisse gebracht. Ihr Ziel war es, die systemischen Gründe zu identifizieren, die in der Evangelischen Kirche Missbrauch befördern. Das klare Ergebnis ist, dass jede Form von Macht oder Abhängigkeit missbrauchsförderlich ist, wenn es keine klaren Regeln, keine Kontrolle oder fehlende Sanktionen gibt.

Aus unserer Bayerischen Landeskirche wurden 129 beschuldigte Personen und 226 Taten an die Forschenden des ForuM-Projekts gemeldet. Die Akten, aus denen diese Personen ermittelt wurden, erstrecken sich über den Zeitraum der Jahre 1917 bis 2020.

Tilmann Kleinjung hat im Kommentar der Tagesthemen die richtigen Fragen dazu gestellt: „Diese Untersuchung ist auch eine theologische Anfrage an die Evangelische Kirche. Was ist das für eine Gemeinschaft, in der Versöhnung vor der Gerechtigkeit kommt, wo es Vergebung ohne Reue gibt und wo die Täter mehr zählen als die Opfer?“

Es gibt jetzt viel zu tun für uns als Kirchenleitung. Wir haben bereits ein Präventionsgesetz. Bis kommendes Jahr muss jede Gemeinde und Einrichtung der ELKB ein Schutzkonzept haben. Präventionsschulungen sind Pflicht. Die Aufarbeitung geht intensiv weiter. Personalführung wird professionalisiert. Das alles sind wir den Betroffenen schuldig. Und wir können und werden das schaffen.

Unser Ziel muss es sein, dass Menschen bei uns in jedem Raum, selbst im hintersten Winkel im Gemeindehaus sicher sind vor Übergriffen. Das würde allen helfen, nicht zuletzt auch den vielen Menschen, die hervorragende Arbeit in unserer Kirche machen.