Regionalbischof Klaus Stiegler legt beim gemeinsamen Gebet die Hände auf. Die Assistent*innen (v.l.n.r.) Laura Wall, Klaus-Ulrich Bomhard und Ulrike Lau-Hartl (verdeckt) stehen dabei im Halbkreis um den neuen Prädikanten Arash Haddad.
Am 3. Adventssonntag wurde Arash Haddad in der evangelischen Gemeinde Vilshofen als Prädikant durch Regionalbischof Klaus Stiegler eingeführt. Durch den Regionalbischof bekam der bisherige Lektor die Beauftragung zur Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung. Den festlichen Gottesdienst gestalteten neben Pfarrer Manfred Greinke, Pfarrerin Annalena Hardinge und Lektor Rainer Sebastian die Organistin Marian Breit und Heike Schlierf an der Querflöte.
In seiner Begrüßung der zahlreichen Ehrengäste erinnerte Pfarrer Manfred Greinke an Johannes den Täufer, an den traditionell am 3. Advent gedacht wird. So wie Johannes der Täufer, habe auch Arash Haddad den Auftrag des Predigens angenommen.
Der in Teheran aufgewachsene und studierte Diplom-Pädagoge Arash Haddad war schon seit 2015 als Lektor in den evangelischen Gemeinden zuerst in Landau a.d. Isar und Wallersdorf und schließlich in Vilshofen und Eging a. See tätig.
(v.l.n.r. vordere Reihe) Pfarrerin Annalena Hardinge, Prädikant Arash Haddad, Pfarrer Manfred Greinke, Regionalbischof Klaus Stiegler. (v.l.n.r. hintere Reihe) Dr. Michael Krug, Ulrike Lau-Hartl, Laura Wall, Pfarrer Klaus-Ulrich Bomhard, Lektor Rainer Sebastian.
Als Freudenbote bezeichnete Regionalbischof Stiegler den neuen Prädikanten in seiner Predigt. So wie Johannes der Täufer, sei auch er ein Wegbereiter Gottes, der Frieden predigt und Heil bringt und in dessen Folge er stehe. „Ein Freudenbote schöpft Kraft aus Gottes Wort“, gehöre zu unserem christlichen Glauben und schaffe neue Perspektiven. Mit der Beauftragung dürfe Arash Haddad jetzt Gottesdienste mit eigener Predigt gestalten und die Abendmahlsfeier leiten.
Seit seiner Ankunft in Deutschland im Mai 2000 sei er auf der Suche nach einem neuen Leben gewesen: beruflich, gesellschaftlich und religiös. Bei dieser Suche habe er sich vieles angeschaut und sei bei der evangelischen Kirche gelandet, freut sich Regionalbischof Stiegler.
„Wir sind geschaffen zum Wir, mit aller Unterschiedlichkeit. Wir sind alle von Gott geschaffene Menschen und gleich“, sagte Regionalbischof Stiegler. Das passe zu Arash Haddad, der auch Integrationsbeauftragter der Stadt Vilshofen ist. Wir bräuchten solch engagierte Menschen in ein einer Stadt wie Vilshofen mit 18.000 Einwohnern und in der 80 Nationen lebten. „Wie schön, dass Du da bist Arash Haddad!“
Bevor der neue Prädikant die Gemeinde segnete und zum Empfang im evangelischen Gemeindehaus einlud bedankte er sich für die Aufnahme mit Würde, die Nächstenliebe und das Vertrauen. Als Asylsuchender sei er vor fast 25 Jahren nach Deutschland gekommen. Den Iran habe er auf der Suche nach Wahrheit verlassen, und dabei Freunde, Familie und sein Leben zurückgelassen.
In den anschließenden Grußworten betonte Bernhard Oberneder als Vertreter der katholischen Gemeinde, dass es keine Selbstverständlichkeit sei so engagierte Menschen wie Haddad zu haben und freue sich auf die Zusammenarbeit.
Am Ende des festlichen Gottesdienstes segnet Arash Haddad die Gemeinde in der Vilshofener Erlöserkirche.
„Er ist ein Vorbild“, sagte Oberbürgermeister Florin Gams und freue sich bei der Einführung mit dabei sein zu dürfen. Es sein extrem wertvoll für unsere Gesellschaft, wie sich der 55jährige zum Beispiel als Vorsitzender des Migrationsrates der Stadt Vilshofen engagiere und dafür seine Freizeit opfere. Durch ihn werde die Gesellschaft lebenswerter.
Auch MDL Stefan Meyer brachte Arash Haddad seine Wertschätzung zum Ausdruck. Sein Wirken stehe für unser christliches Menschenbild. Außerdem erinnerte er an die historische Verbindung von Reformation und Passauer Land. „Der kulturelle und geschichtliche Reichtum einer Region lebt in besonderer Weise von der Vielfalt. Die Reformation ist Teil unserer Identität!“ Sein sehnlichster Wunsch sei, dass die Menschen im kommenden Jahr wieder zum Miteinander finden. Die Kirche sei dafür ein essentieller Ort.
Beim anschließenden Empfang im Evangelischen Gemeindehaus gab es bei Getränken und Häppchen Gelegenheit für Gespräche und fürs gegenseitige Kennenlernen. Text und Fotos: Hubert Mauch
Das Amt des Prädikanten ist aus der Not im Zweiten Weltkrieg entstanden. Viele Pfarrer mussten an die Front, wurden vermisst, waren verletzt oder gefallen. Heute sind die Prädikanten ein wichtiger Bestandteil der Verkündigung in den evangelischen Gemeinden und dürften in der Zukunft eine immer größere Rolle spielen.