Emotionen, Spannung und Darmatik sind gefragt und werden bei der Ausbildung zum Erlebnisführer hart erarbeitet, damit die Führungen zur Geschichte Ortenburgs zum sinnlichen Erlebnis werden. Theaterpädagoge Hubertus Hinse halb verdeckt am Fenster lehnend ist der Erfinder der Erlebenisführung.
Was in touristisch erschlossenen Orten wie Regensburg und Passau sowie in Burgen und Schlössern längst etabliert ist und sich bei BesucherInnen großer Beliebtheit erfreut, soll nun auch in Ortenburg angeboten werden. Bald können in dem geschichtsträchtigen Erholungsort im Wolfachtal Erlebnisführungen gebucht werden, bei denen nicht trockene Geschichtsinformation im Vordergrund steht, sondern das sinnliche Erleben der Gäste.
Ortenburg nimmt, seit Reichsgraf Joachim im Jahre 1563 in seinem kleinen Territorium die Reformation eingeführt und gegen alle Widerstände der bayerischen Herzöge verteidigt hat, als evangelische Enklave im katholischen Niederbayern eine herausragende Stellung in der Reformationsgeschichte ein. Darüber möchten die Erlebnisführungen auf ansprechende und unterhaltsame, aber dennoch fachlich fundierte Weise berichten.
Die Evangelische Bildung in Ostbayern e. V. initiierte mit finanzieller Förderung durch die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Erwachsenenbildung in Bayern e.V. dieses Projekt, das am Bildungsort Schloss Ortenburg durchgeführt wird. Acht Ehrenamtliche, die z. T. bereits Erfahrungen im Führen von Gästen haben und mit der Ortsgeschichte gut vertraut sind, haben sich bereit erklärt, die mehrere Monate dauernde Ausbildung zu ErlebnisführerInnen zu absolvieren. Mit dem Theaterpädagogen Hubertus Hinse, dem „Vater der Erlebnisführungen“, der ein mittlerweile vielerorts angewendetes Konzept für derartige Gästeführungen entwickelt hat, wurde ein Referent gewonnen, der die angehenden ErlebnisführerInnen sofort für die Sache begeistern konnte. Mit Feuereifer werden Recherchen über die Geschichte Ortenburgs erstellt, Führungstexte inhaltlich und rhetorisch erarbeitet sowie Schauspielszenen konzipiert und einstudiert.
Ziel ist die ideale Gästeführung, die Information und Emotion beinhaltet. Diese beiden Aufgaben werden bei den zukünftigen Ortenburger Erlebnisführungen auf zwei oder mehrere Personen aufgeteilt: die führende Person, die Informationen und Betreuung der Besuchergruppe übernimmt, und die darstellenden Personen in historischer Kleidung, die stets in ihrer Zeit und Rolle bleiben.
Die geschichtliche Information wird von den führenden Personen aber nicht in trockenen Fakten vermittelt, sondern in spannende und lebendig vorgetragene Geschichten gekleidet, die im Vorfeld sorgfältig recherchiert wurden und dem aktuellen historischen Wissensstand entsprechen. Die schauspielenden Personen illustrieren das Erzählte in kleinen Szenen, die für die Besucher überraschend und unterhaltsam sind. Dabei erhöht möglichst historisch korrekt gefertigte Kleidung die Glaubwürdigkeit der dargestellten historischen Personen gegenüber den Zuschauern, die so auf eine kleine Zeitreise mitgenommen werden.
Das Angebot der Erlebnisführungen wird sich an Tagesbesucher aus dem Umland, Urlauber, Schulklassen, Gruppenfahrten und Donau-Kreuzfahrer richten. Voraussichtlich im Juni 2024 wollen die frischgebackenen Ortenburger ErlebnisführerInnen „Premiere“ feiern und sich erstmals der Öffentlichkeit präsentieren.
Text: EBO, Foto: Dr. Hildegund Bemmann