Dekan Jochen Wilde bei seiner Predigt auf dem Geyersberg mit dem Kammerchor St. Matthäus Passau und dem Ensemble Vocabile unter der Leitung von KMD Ralf Albert Franz.
Im Zeichen von Gemswurz und Farnkraut feierten am Sonntag, 2. Juli Jochen Wilde, Dekan des Evangelisch-Lutherischen Dekanatsbezirk Passau und der Bayerische Waldverein einen festlichen Gottesdienst auf der Landesgartenschau. Außerdem feierte der Verein für Heimat, Kultur, Natur, Wandern und Wanderwege auf dem Freyunger Geyersberg zwei Tage lang sein 140 Jubiläum.
Pünktlich zu Beginn des Gottesdienstes hörte es auf zu regnen, freute sich Dekan Wilde. Die rund 100 Gottesdienstbesucher hatten sich aber schon vorsorglich unter die zahlreichen Sonnenschirme vor der Hauptbühne und in Regenjacken gerettet. Gemäß dem Motto des Wochenendes Wald. Weite. Stimmgewalt verwandelten Chöre die Landesgartenschau in einen Hortus Musicus. So gestaltete Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz mit dem Kammerchor St. Matthäus und dem Ensemble Vocabile den Gottesdienst musikalisch.
Passend zum Gründungsgedanken des Waldvereins wandelte Dekan Jochen Wilde in seiner Predigt den Slogan der Landesgartenschau Wald. Weite. Wunderbar in Wald. Weite. Wanderbar um. Er lobte aus eigenen Wandererfahrungen auf der Urlauberinsel Kreta die gut beschilderten und ausgebauten 4600 Kilometer Wanderwege im Bayerischen Wald. Eine der Aufgaben des Waldvereins. Damit mache der Waldverein den Menschen das Gehen in Form von Wandern leichter und schmackhaft.
Gut beschirmt und zusammengerückt lässt es sich auch bei Regenwetter auf der Landesgartenschau Gottesdienst feiern.
Durch das aufrechte Gehen habe sich die menschliche Gattung vor Millionen von Jahren überhaupt zum modernen Menschen hin verändert, so Dekan Wilde. Das aufrechte Gehen ermöglichte freie Hände und somit unendlichen Handlungsspielraum, die Fähigkeit zur Kommunikation und die rasante Entwicklung des Gehirns.
Auf der anderen Seite brauche der Mensch Verwurzelung, wie die Bäume des Bayerischen Waldes, ein Bedürfnis der menschlichen Seele, „um den Stürmen des Lebens standhalten zu können.“ „Was sind meine Lebenswurzeln?“, „Was gibt meiner Seele Nahrung?“ es tue gut, hin und wieder diesen Fragen nachzugehen, so Dekan Wilde in seiner Predigt. Ein Gottesdienst könne dazu eine Gelegenheit sein, aber auch eine Wanderung in Gottes schöner Natur.
Gehen und verwurzelt sein stünden nur scheinbar im Widerspruch. „Genauso, wie der Mensch verwurzelt sein muss, um auf Dauer lebensfähig zu sein – genauso gilt: Dass der Mensch ein Gehender ist.“ Es gehöre auch zum Menschen sich auf den Weg zu machen, unterwegs zu sein. Und wer sich mit Gottes Segen auf den Weg mache, der gehe in dem Vertrauen, nicht allein unterwegs zu sein, dass der Weg ans Ziel führt und dass es noch einen anderen gibt, auf den es ankommt.
Mit den Zugaben „Lobe den Herren“ und „Verleih uns Frieden“ bedankten sich die Chöre unter der Leitung von KMD Ralf Albert Franz für den Applaus am Ende des Gottesdienstes und verbeugten sich.
Text und Fotos: Hubert Mauch