An Menschenrechte erinnern

Gespräch mit Künstlern
Bildrechte Dekanat/Mauch

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (re) im Gespräch mit den Künstler*innen (v.l.n.r.) Rudi Ranzinger, Rosemarie Wurm, Lothar Blitz, Gabi Hanner. Im Hintergrund sind die 30 Menschenrechte in einer Flaggenreihe zwischen zwei Bäumen aufgespannt.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm kommt auf der Landesgartenschau in Freyung keine fünf Meter weit und er wird angesprochen. Die Menschen freuen sich ihn zu sehen, wollen mit ihm reden, ein Selfie mit ihm machen und er freut sich mit ihnen, ist neugierig, will wissen was die Menschen so machen, was sie bewegt.
Sein Ziel an diesem Pfingstsamstag ist nicht nur die Landesgartenschau kennenzulernen, sondern den Menschenrechtspfad in der Nähe der Hauptbühne. Menschenrechte sind dem Landesbischof schon lange ein Anliegen. So hat die Landeskirche an der Finanzierung des Menschenrechtspfades der auf Initiative des Freyunger Bündnisses für Aufgeschlossenheit von Künstlern der Region gestaltet wurde mitfinanziert. 
Acht Künstler haben acht der 30 Menschenrechte in Skulpturen gegossen. Ein Pulk von rund 30 Personen erwarte den Bischof schon am Eingang zum Menschenrechtspfad. Unter ihnen ist Gabi Hanner, die die Kunstschaffenden für das Projekt begeistern konnte und den Landesbischof Bedford-Strohm nach einer kurzen Begrüßung durch den Bündnis-Sprecher Marcus Güll-Uhrmann von Kunstwerk zu Kunstwerk führt. „Wir pflanzen, düngen, kümmern uns um den Garten. Der Garten `Eden‘ ist der Ursprungsort des Menschen und eigentlich müssten wir uns genauso um den Menschen und seine Menschenrechte kümmern“ das sei mit ein Grund einen Menschenrechtspfad auf der Landesgartenschau zu machen, sagt sie. Beeindruckt zeigt sich der Landesbischof von der Kreativität der Künstler und ihrer Werke aus Eisen, Aluminium, Glas, Terrakotta, Stein und Acryl, und kommt mit den anwesenden Künstlern über ihre Werke ins Gespräch. Er hofft, „dass viele Menschen auf die Landesgartenschau gehen und hier an die Menschenrechte erinnert werden“.

Podiumsdiskussion Menschenrechte
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Lass Menschenrechte nicht nur auf der Landesgartenschau erblühen meinen auf der Podiumsdiskussion zum Thema Menschenrechte (v.l.n.r.) Moderatorin Sindy Winkler, Susanne Synek, Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Ruprecht Grübl.

Dann geht es weiter zur Podiumsdiskussion auf der Hauptbühne mit Rupert Grübl, dem Leiter der Landeszentrale für politische Bildung und Susanne Synek von Amnesty International in Passau. Moderiert wird die Veranstaltung von Sindy Winkler vom bayerischen Bündnis für Toleranz. Das Thema ist „Menschenrechte – Anspruch und Wirklichkeit“. Die Moderatorin zählt auf wo Menschenrechte am wenigsten gelten, wo gefoltert, vergewaltigt, getötet wird: China, Russland, Iran und Susanne Synek ergänzt um Somalia und Sudan. Die Liste ist nicht vollständig und die Situation habe sich nach einem Hoffnungsschimmer um das Jahr 1989 wieder verschlechtert. Es sei zum Verzweifeln. Landesbischof Bedford-Strohm erinnert auch an das Menschenrecht auf Leben und sagt, es sei unerträglich, dass weltweit täglich 20.000 Menschen sterben, weil sie nichts zu essen haben, obwohl genügend Essen da wäre. 
Menschenrechtsbildung ist ein weiteres Thema, das nach Rupert Grübl schon im Kindergarten beginnen und bei der Erwachsenenbildung nicht enden sollte. Er stellt heraus: „Wir haben Menschenrechte, weil wir Menschen sind und nicht weil der Staat sie uns gewährt, er hat sie zu schützen“. In der Kirche kann man gar nicht anders, als sich mit den Menschrechten auseinanderzusetzen. Das gehöre zum Glauben, so der Landesbischof. Seine Mutter habe ihm das mit ihrem Engagement bei der niederbayerischen Ortgruppe von Amnesty International vorgelebt „Du kannst nicht beten und dich nicht um Menschenrechte kümmern“.
Der Schutz der Menschenrechte im digitalen Raum sei wichtig, sagt Grübl als Moderatorin Winkler das Thema in die Runde wirft.  Lösungen kämen nach und nach. Für Bedford-Strohm leben wir in Sachen Digitalisierung in einer Zeit der Gesetzregellosigkeit. Die milliardenschweren Digital-Konzerne machten hier ihre eigenen Gesetze. Das Hochspülen von Hassinhalten und Lügen durch Algorithmen gehöre zum Geschäftsmodell von Facebook und Co und habe die rechtspopulistischen Bewegungen stark gemacht. Wie durch Hass und Hetze, gezielt auf Facebook eingesetzt, schließlich zu Mord und Vertreibung wird, zeige sich im Falle der Rohingya in Myanmar, so Susanne Synek. 
Nach ihren Wünschen hinsichtlich der Menschenrechte gefragt, wünscht sich Susanne Synek, dass auf die Stimme der UNO wieder gehört und die von den Staaten unterschriebenen Konventionen auch selbst geachtet würden. Heinrich Bedford-Strohm möchte, dass die Instrumentalisierung der Menschenrechte aufhört, dass Politiker sie nicht mehr vor den eigenen Karren spannen. Und Rupert Grübl wünscht eine Stärkung der Medienkompetenz, damit die Menschen wieder erkennen was Wahrheit ist und was gelogen.

Gipfelkreuz Geyersberg
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Für den Landesbischof geht es dann gleich weiter quer über das Gelände der Landesgartenschau hinauf zur Naturkapelle mit dem Gipfelkreuz und wieder zurück zur Hauptbühne, wo schon sein Bischofskollege Stefan Oster wartet, denn gleich beginnt ihr gemeinsamer Auftakt-Gottesdienst.


Die Podiumsdiskussion wurde von NiederbayernTV aufgezeichnet und wird in den nächsten Tagen in voller Länge in der Mediathek zu sehen sein.


Text und Fotos: Hubert Mauch