Einmal im Monat und immer wo anders trifft man Pfarrerin Alexandra Popp (re) und Pfarrer Christian Leist-Bemmann (daneben) zum Ratschen.
„Ihr Pfarrer habt ja nie Zeit“ über eine solche Aussage stolpern Pfarrer*innen immer wieder, so auch der Pockinger Pfarrer Christian Leist-Bemmann. Bei einer Dienstbesprechung mit seiner Kollegin Pfarrerin Alexandra Popp kam dann die Idee zu „Triff den Pfarrer und die Pfarrerin“ auf. Das war vor einem halben Jahr. Inzwischen sind die beiden damit fast durch das gesamte Gebiet der evangelischen Gemeinde Pocking getingelt: Rotthalmünster, Ruhstorf, Pocking, Malching. Jeden Monat wurde eine andere Location angesteuert – am 4. April geht es noch nach Kößlarn - dann beginnt die Runde neu. Meist fanden die Treffen in einem Café oder Bistro statt, aber sie waren auch schon mal in einer Tankstelle.
„Triff den Pfarrer und die Pfarrerin“ sei ein niederschwelliges Angebot außerhalb kirchlicher Räumlichkeiten, „wo die Leute mit uns am Tisch sitzen und über alles plaudern können wonach ihnen der Sinn steht“ erklärt Pfarrer Leist-Bemmann bei Tee und Kuchen im Café Klosterbäckerei Karlstetter in Pocking. Es ist ein Dienstagnachmittag Mitte März und fünf weitere Personen sitzen mit am Tisch. Und Pfarrerin Popp ergänzt: „Wir gehen raus um die Kontaktmöglichkeiten für Menschen zu erhöhen, die keinen Weg in die Kirche finden“. So kommen im Schnitt rund zehn Leute - mal mehr mal weniger. „Es ist toll, dass Leute aufgetaucht sind, die sonst nie im Umfeld von Gottesdienst oder so, aufgetaucht waren“ schwärmt Pfarrerin Popp. Es sei eine Veranstaltung, wo die Leute merkten, dass sich der Pfarrer oder die Pfarrerin Zeit nähmen.
Cornelia Seegmüller kam zum Beispiel deshalb ins Café, weil sie die Kaffeerunden mit den Pfarrer*innen mag. Man müsse nicht in die Sprechstunde gehen, sagte sie, es sei ein offenes Gespräch ohne Anmeldung, ohne alles.
Das lange Jahre im Kirchenvorstand engagierte Gemeindemitglied Karl-Heinz Knappe hat schon alle „Triff den Pfarrer und die Pfarrerin“ besucht. Es sei für ihn wichtig mit der Gemeinde in Kontakt zu kommen und mal in anderen Orten andere Menschen kennenzulernen. So bekomme er Anregungen was man vielleicht ändern oder verbessern könne, und ergänzt: „Man sitzt gemütlich zusammen und hat mehr Zeit.“
Nach Corona möchten die beiden Pfarrer*innen Dinge anbieten, wo sich Gemeinde wieder sammeln kann, auch für Menschen, die sich nicht zur sonntäglichen Gottesdienstgemeinde zählen, die aber evangelisch sind und sein wollen. Aus den Gesprächen am Kaffeetisch nehmen auch sie den ein oder anderen Ratschlag, Wunsch oder Hinweis mit. Der Hauptgewinn aber sei, so Leist-Bemmann, die Möglichkeit sich über Dinge unterhalten zu können, die sonst nicht so zu Sprache kommen. Durch das säkulare Umfeld seien die Gesprächsthemen halt anders wie im Gemeindehaus.
Er hofft, dass es sich herumspricht und die Leute so erfahren, „da gibt es eine Möglichkeit, wenn man das Bedürfnis hat was los zu werden oder sich auszutauschen.“ Selbst genießt er solche verplauderten Nachmittage im Kaffeehaus, wo man anschließenden denkt „Ach, schon wieder um.“
Text und Foto: Hubert Mauch