Stefan Reimers (Mitte) ist einer der strategischen Köpfe der evangelischen Kirche in Bayern. Er war Gastredner auf der Dekanatssynode im Evangelischen Zentrum. Eingerahmt wird er von Dr. Matthias Haun vom Präsidium der Dekanatssynode (li) und Dekan Jochen Wilde (re).
Passau. „Schritte in die Zukunft der Kirche“ so lautete am Samstag, 22. April der Impulsvortrag von Oberkirchenrat Stefan Reimers aus dem Landeskirchenamt in München bei der Tagung der Dekanatssynode im Evangelischen Zentrum. Die 66 gewählten Vertreter*innen aus den Kirchengemeinden tagen zweimal im Jahr und bestimmen die Geschicke der Evangelischen im Dekanatsbezirk von Waldkirchen bis Gangkofen.
Zu Beginn begrüßte Dr. Matthias Haun aus Pocking, Präsidiumsmitglied der Dekanatssynode die Synodalen. Angesichts der Austrittzahlen könnten Zukunftsängste entstehen und neu Wege blockieren gab er zu bedenken, hoffe aber, dass der Impuls vom Leiter der Personalabteilung der Landeskirche, Stefan Reimers solche Blockaden lösen könne. Vor 22 Jahren lag die Zahl der Evangelischen im Dekanatsbezirk Passau bei über 33.000, jetzt sind es rund 8000 weniger.
In anderen Regionen Bayerns seien die Austrittszahlern höher, so Reimers in seinen Vortrag, das wäre die positive Nachricht für das Passauer Dekanat, aber dieser Rückgang der „Zahlen werden nicht enden“, fügte er hinzu. Hinzu komme ein zunehmender Mangel an Fachleuten wie Pfarrer, Kirchenmusiker, Diakone, und auch ein weniger an finanziellen Mitteln. Die evangelische Kirche stehe insgesamt vor schwierigen Aufgaben. Wir seien herausgefordert „Kirche miteinander zu gestalten und danach zu suchen, wie wir es mit einer Lebendigkeit und Offenheit tun können, die in eine Zukunft führen“.
Die Synodalen verfolgen aufmerksam den Ausführungen des Personalchefs der Landeskirche Stefan Reimers.
In der Personalpolitik, bei den Immobilien, bei der Digitalisierung der Verwaltung, in der Kommunikation nach innen und nach außen und in vielen anderen Dingen müssen wir schneller, flexibler und agiler werden, so Reimers. Wir müssen neue Wege gehen, neue Erfahrungen machen und viel ausprobieren. Dabei werde es nicht eine Lösung für alle geben, sondern „viele regionale und unterschiedliche Modelle von Kirche“ ist die Vision von Stefan Reimers, der auch ständiger Vertreter des Landesbischofs ist. Die nächsten 10 Jahre seien Kärrnerarbeit, anstrengend und zäh.
Erste Schritte in diese Richtung seien schon getan oder würden gerade erarbeitet. Als Beispiel nannte er die berufsübergreifende Stellenbesetzung. 20 Prozent der Theologenstellen können in Zukunft mit Personen aus anderen Berufsgruppen wie etwa Pädagogen, Verwaltungsfachkräfte, Architekten, usw. besetzt werden. Auch die Gebäude wie die vielen und teuer zu unterhaltenden Tagungshäuser zum Beispiel stünden auf dem Prüfstand. „Kirche ist Begegnung von Menschen“, das müsse der Kern der evangelischen Kirche sein, nicht die Immobilien.
In der anschließenden teils kontroversen Diskussion stellte Dekan Jochen Wilde fest, dass die Evangelischen in der ostbayerischen Diaspora gegenüber anderen Regionen der Landeskirche ein, zwei Schritte voraus sind. „Die Diaspora ist die Zukunft unserer Kirche“, zitierte Wilde einen erst kürzlich eingeführten Kollegen in seinem Dekansbericht. Von der Haltung der Vollversorgung, dass die Gemeinde vor Ort das gesamte kirchliche Programm vorhält und abdeckt, müssten wir uns verabschieden und einander Mut machen zum Weglassen. Sein Appell: Wir müssen flexibler werden, Neues ausprobieren und die gewohnten Wege auch einmal bewusst verlassen.
Text und Foto Hubert Mauch