Der Kantor spielt auch Barmusik

KMD Ralf Albert Franz
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Seit 20 Jahren ist Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz Kantor an der evangelischen Stadtpfarrkirche.
So kennen ihn die Gottesdienstbesucher der Stadtpfarrkirche: hochkonzentriert und vertieft an Klavier oder Orgel. Foto: R.A. Franz 

Passau. Am kommenden Sonntag, 1. Oktober feiert Ralf Albert Franz im Rahmen eines musikalisch-festlichen Erntedank-Gottesdienstes sein 20jähriges Dienst-Jubiläum als hauptamtlicher Kantor von St Matthäus. Der Titel Kirchenmusikdirektor wurde ihm 2017 verliehen und im selben Jahr auch als Kulturpreis-Träger des Landkreises Passau ausgelobt.
Erntedank ist für ihn ganz passend, denn er ist für diese Jahre voller Dankbarkeit in vielfältiger Weise, wie er sagt. Er sei dankbar schon so lange eine so gute Arbeitsstelle zu haben, wo man sich aufgehoben weiß. Es sei für Musiker allgemein nicht selbstverständlich so einfach eine Familie ernähren zu können. Dankbar ist er auch, dass zwei Verletzungen an den Fingern für den Organisten ohne Folgen blieben und seine Fingerfertigkeit nicht beeinträchtigten.
Was im Gottesdienst oder bei Konzerten so leicht erklingt ist harte Probenarbeit und tägliches Üben. Dafür hat er im Keller seines Hauses ein Musikzimmer mit einer elektronischen Orgel ausgestattet. Sein „Homeoffice“ wie er sagt. Ein Flügel darf natürlich auch nicht fehlen, denn neben seinem Hauptinstrument Orgel spielt der in Straubing geborene Kirchenmusiker wahnsinnig gern Klavier. 

Jazz Combo auf der LGS
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Ralf Albert Franz kann auch Jazz. Hier mit seiner Jazz Combo St. Matthäus auf der Landesgartenschau. Foto: Mauch 

Gerade bei Veranstaltungen im Evangelischen Zentrum sind seine Klavierkünste gefragt. Neben der geistlichen Musik schlägt sein Herz auch für den Jazz. Mit seiner Jazz Combo St. Matthäus gestaltet er immer wieder Gottesdienste. Und dann ist da noch seine Leidenschaft für Barmusik, die er allerdings eher im privaten Rahmen bei Geburtstagen oder auch im Café auslebt. Ob Johann Sebastian Bach, Louis Armstrong oder Ozzy Osbourne – Musik muss gut sein. Was der Kirchenmusiker nicht mag ist, wenn’s seicht wird.
Die Musik hat im evangelischen Gottesdienst einen hohen Stellenwert. Seit Luther kommt die Kirchenmusik gleich nach dem Wort. Der Choral ist eine wesentliche Säule der Verkündigung. Heute sei für viele die Musik ein wichtiger Grund in den Gottesdienst zu kommen, zeigt Ralf Albert Franz die Erfahrung.
Als Kirchenmusiker und Kantor ist er immer auf Entdeckungstour nach interessanter, spannender und neuer Musik, gerne auch bei Spotify gibt er zu. Kantor sei kein Job von 8 bis 16 Uhr. „Musik beschäftigt mich auch nachts und am Wochenende, eigentlich immer.“
In den vielen Jahren hat er einige Angebote entwickelt oder übernommen. Allem voran die Steinkirchener Herbstkonzerte, die jetzt zum 19. Mal vom 15. bis 22. Oktober in Ortenburg und Steinkirchen stattfinden werden. Hinzukommen: Klavier um halb vier, Orgelhappen, Orgelwanderungen, Adventsmusiken, Jazzgottesdienste, Kantatengottesdienste, Orgelvespern, Orgelmatineen oder das derzeit pausierende Literaturcafé.

Festgottesdienst Europäische Wochen
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Das Originalklangensemble St. Matthäus unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz (Truhenorgel) beim Festgottesdienst im Rahmen der Europäischen Wochen in der St. Matthäuskirche. Foto: Mauch 

Als Hightlights in den 20 Jahren nennt der Kirchenmusikdirektor unter vielem die Aufführung des Weihnachtoratoriums von Bach, Händels Messias, der Stifternachmittag im Literaturcafé, Klavier und Cello und immer wieder die Steinkirchener Herbstkonzerte.
Neben seiner Tätigkeit als Kantor von St. Matthäus leitet er auch den Kammerchor St, Matthäus, den Dekanatschor Vocabile, unterrichtet Orgel und Klavier und berät Kirchengemeinden in Sachen Orgel.
Und dann liebt er es noch allein in der Kirche an der Orgel zu sitzen und zu spielen. „Das ist gigantisch“ schwärmt er. Das wird wohl am kommenden Sonntag ein frommer Wunsch bleiben.
Zu seinem Jubiläum am Erntedanksonntag in der Passauer Stadtpfarrkirche wird er um 10 Uhr ein gemischtes Programm aus alter Musik aus dem Frühbarock bis zu moderner geistlicher Musik präsentieren. 
Text: Hubert Mauch